Skulptur Causa
Installation, Web & Print Design
Entwurf, Bau und Dokumentation in Print und Web der interaktiven Betonskulptur Causa zum Thema "Ursache und Wirkung".

IGNOTUM FUTURUM
Für die Ausstellung Ignotum Futurum (lat. ungewisse oder unbekannte Zukunft) in Stuttgart 2022 entwarf Bartholomaedesign ein Exponat mit dem Titel Causa (lat. Grund). Es handelt sich um eine szenografische Installation – eine 1,44 m große, interaktive Skulptur aus Beton.
Alles, was uns in der Zukunft begegnen wird, steht in Verbindung mit unserem gegenwärtigen oder vergangenen Handeln. Es entsteht aus den Bedingungen, die wir geschaffen haben, und lässt sich auf diese zurückführen. Mit Causa wird das Kausalgesetz in Szene gesetzt, sodass Ursache und Wirkung direkt erlebbar werden.
SKULPTUR CAUSA
Die Skulptur zeigt vier aufeinander gestapelte Betonwürfel, die mit verschiebbaren Zylindern versehen sind. Causa ist also eine interaktive Skulptur, die sich durch das Schieben der Zylinder verändert. Das Ergebnis einer Zylinderbewegung ist im unteren Würfel nur begrenzt nachvollziehbar und beruht eher auf Vermutung und Annahme. Anders bei den oberen Würfeln: Sie haben Aussparungen, die einen Einblick auf das Bewegungsspiel der Zylinder ermöglichen. Die Einblicke mehren sich nach oben hin, sodass im oberen Würfel die Aussparungen nahezu volle Sicht auf die Zylinder bieten. Dort erhält der Agierende umfassende Kenntnis von Ursache und Wirkung. Jede Bewegung an einem Zylinder ist offensichtlich und kann daher kontrolliert erfolgen.
Wird ein Zylinder gänzlich herausgeschoben, hat er keinen Anteil mehr am Bewegungsspiel. Sind alle Zylinder über ihre Kipppunkte hinausgeschoben, erlischt die Interaktivität der Skulptur.
Causa veranschaulicht die Bedeutung von Einblicken, die uns ursächliche Zusammenhänge und ihre Wirkung besser verstehen lassen. Agierende treten spielerisch in eine Auseinandersetzung mit Kausalität. Sie erleben Ursache und Wirkung und reflektieren über die Konsequenzen einer Bewegung, eines Handelns.
Für manche mag das Kausalgesetz ein Postulat sein, doch in unserer Erfahrungswelt schafft nur die Suche nach dem Grund (lat.: causa) eine Ordnung. Jedes Wesen bemüht sich, Erlebtes zu ergründen. Ein Verständnis von Ursache und Wirkung bedeutet immer einen Vorteil und Fortschritt. Erst wenn eine klare Vorstellung von den Bewegungen und ihren Konsequenzen besteht, kann zielgerichtet gehandelt werden. Wie hilfreich Einblicke für ein Verständnis sind, die zusätzliche Informationen liefern, erfahren wir bei der Skulptur Causa. Manche Einblicke ergeben sich, um andere müssen wir uns mühen. Manchmal ist ein Perspektivwechsel notwendig.
Um das Einblicken und Eintauchen in Causa noch spannender zu gestalten, setzte bartholomaedesign den glatten äußeren Betonflächen fossile Strukturen im Inneren entgegen. Diese ermuntern zum Erforschen der Blickwinkel, die sich aus den verschiedenen Positionen ergeben.
Durch Einblicke sehen wir, was unser Handeln auslöst, und müssen uns nicht nur auf Vermutungen stützen. Wir können reagieren und gegensteuern oder aber Bewegungen aus Vorsicht und Verantwortung unterlassen. Die vier Würfel symbolisieren daher auch die Stufen einer Entwicklung. Erst auf der höchsten Ebene ist ein umfassendes Verständnis durch Einblicke gegeben und vernünftiges Handeln möglich.
AUSSAGE
Die Frage nach Ursache und Wirkung beschäftigt die Menschen seit jeher. Ein Verständnis über Ursache und Wirkung bedeutet auch immer einen Vorteil und Fortschritt. Erst wenn wir eine klare Vorstellung von den Bewegungen und ihren Konsequenzen haben, können wir verantwortlich handeln. Die Idee zu der Skulptur ist entstanden, als die Bekämpfung des Coronavirus das Tagesgeschehen prägte. Die Frage nach unserem Verhalten polarisierte. Mit der Zeit gewann die Wissenschaft mehr und mehr Einblicke. Durch die Einsicht in Zusammenhänge sind Impfstoffe entstanden, und wir haben gelernt, uns präventiv zu verhalten. Die Bedrohlichkeit von Corona hat abgenommen. In der Medizin ist es üblich, sich um Einblick zu bemühen.
Diese Notwendigkeit erscheint heutzutage generell geboten. In einer immer komplexeren Welt, mit einer Vielzahl von Bewegungen, ist reflexartiges, blindes Agieren oder Reagieren gefährlich. Selten dient es der Sache. Wir erleben derzeit Eskalationen in der Politik, die mit mehr Blick auf Beweggründe und mit mehr Vorsicht und Sensibilität an Kipppunkten vielleicht gar nicht erst entstanden wären. Die Gesetze von Ursache und Wirkung, die Konsequenz unseres Handelns, sind immer eine Betrachtung wert.
Wir finden die Analogie zu den Druck- und Zugkräften bei Causa auch im Zwischenmenschlichen. Es ist hilfreich, Einblick in das zu bekommen, was den anderen bewegt, wo sich Druck aufbaut und wann Kipppunkte erreicht sind. Die Frage, was verursache ich mit dieser oder jener Handlung, mit dieser oder jener Wortwahl, mit Mimik oder Gestik, schafft ein Bewusstsein für die Bewegung im Anderen und für die Dynamik der Beziehung. Wenn man dies berücksichtigt, kann ein harmonischer Austausch entstehen.
Paradox ist, dass wir Menschen mitunter wissentlich – also mit Einblick in Ursache und Wirkung – eine nicht gewünschte Situation herbeiführen. Beim Klimawandel zum Beispiel kennen wir die Konsequenz unseres Handelns. Wir lassen jedoch nicht davon ab, die Erderwärmung weiter zu beschleunigen, was zwangsläufig zu Kipppunkten führen wird.
PRÄSENTATION
Aufgrund der inhaltlichen Nähe zur Thematik der Ausstellung „Ignotum Futurum“ zierte „Causa“ mehrere der Werbebanner der Ausstellung. Bartholomaedesign übernahm die visuelle Gestaltung der Ausstellung, darunter Banner, Poster, Karten und Flyer. Begleitend dazu entstand eine Website zu Causa, auf der interessierte Besucher alle Informationen zur Skulptur finden konnten. Sie war so gestaltet, dass sie auch auf mobilen Endgeräten genutzt werden konnte. Der aufwendige Bauprozess von Causa wurde in einem Buch (148x105mm) dokumentiert, das alle Schritte vom Modell zur finalen Erscheinung der Betonwürfel aufzeigt.
Die Skulptur zeigt vier aufeinander gestapelte Betonwürfel, die mit verschiebbaren Zylindern versehen sind. Die sich nach oben mehrenden Aussparungen geben einen zunehmenden Einblick in das Resultat einer Zylinderbewegung.

Die Skulptur erfuhr ihre erste Interaktion auf der Jahresaustellung der Kunstakademie Stuttgart und wurde als Exponat der Ausstellung Ignotum Futurum präsentiert.


Causa veranschaulicht das Gesetz von Ursache und Wirkung (Kausalität). Die Konsequenz einer Handlung wird über das Schieben der Zylinder unmittelbar erlebt. Agierende werden somit auch teilhaft an der Gestalt der Skulptur.

Die Resultate einer Zylinderbewegung sind im unteren Würfel nur zu erahnen. In den oberen Würfeln ermöglichen die Aussparungen ein zunehmend besseres Verständnis der Folgen einer Interaktion.




Bei Causa stehen die vier Würfel für vier Ebenen des Verständnissen über Ursache und Wirkung. Mit mehr Einblick in einen Sachverhalt, kann man die Konsequenz von Handlungen besser beurteilen.





Kamerafahrten ermöglichen Besuchern der Website, in die Skulptur einzutauchen. Das markante Geräusch der Zylinderbewegung klingt in jedem Würfel anders. Neugierig erkundet eine Passantin die im Rosensteinpark platzierte Causa.



Bartholomaedesign erstellte Studioaufnahmen von Causa, die für die Website genutzt wurden. Sie dienen dazu, die Skulptur in all ihren Aspekten und Bezügen zu erklären.



Die Aufnahmen im Dunkeln unterstreichen den düsteren Aspekt der Kipppunkte. Wenn Zylinder über einen kritischen Punkt hinausgeschobenwerden, entsteht etwas Unumkehrbares.

Die trichterförmigen Ausspraungen offenbaren nicht nur Einblicke auf die Zylinder. Fossile Strukturen finden sich im Inneren der Würfel und bilden einen Kontrast zu den glatten Außenwänden sowie den glatten Betonzylindern.




Dafür mussten zunächst die Negativformen der Aussparungen mit Ton überzogen und gestaltet werden. Der obere vierte Würfel mit seinen zahlreichen Aussparungen stellte eine besondere Herausforderung dar.
Das Gießen der Würfel und der passgenauen Zylinder ist anspruchsvoll und aufwendig. Der Bauprozess von Causa wurde in einem kleinem Buch dokumentiert, das alle Schritte vom Modell zur finalen Erscheinung der Betonwürfel aufzeigt.


Für die "Ignotum Futurum" entstanden Plakate, Flyer und ein Faltprospekt, der zum Mitnehmen angeboten wurde. Im Außenbereich warben hohe Banner für die Ausstellung.





Im Rosenstein-Park Stuttgart entwickelte die Skulptur bei frostigen Temperaturen ihren ganzen Charme. Der ruhende Ausdruck der geschlossenen Causa passte in die morgendliche Szenerie. Das Erwachen von Causa.

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